Ich finde sehr spannend wie der Herr Lüpke motivieren möchte. Die heutige Situation beschreibt er sehr treffend.
Weil sich tradierte Sicherheiten zunehmend in Luft auflösen, religiöser Halt wegfällt, Welt- und Selbstbilder nicht mehr stimmen, Nationalstaaten obsolet werden, kulturelle Identitäten ihre Bedeutung verlieren – ja, weil der Mensch der Gegenwart in zunehmender Geschwindigkeit und Radikalität aus seinen vertrauten Denk- und Handlungsmustern herausgestoßen wird, braucht er Rituale.
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Rituale sind zudem ein Akt der Partizipation, der Kommunikation und Teilhabe, des Einzelnen an der Gemeinschaft des Lebendigen und am größeren Ganzen...
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Die Veränderungen von Selbstbild und Identität während der Pubertät, des Erwachsenwerdens, der Lebensmitte, in Alter und Tod sind nach wie vor die einzigen sicheren Lern- und Wachstumsstationen im Lebensweg. Doch wir schlingern und schleudern auf der Reise durch das Rad des Lebens, das wir fälschlicherweise für eine gerade Rennstrecke für ewig Jugendliche halten.
Außer kaum mehr wirksamen kirchlichen Zeremonien zu Kommunion, Konfirmation, Heirat und Begräbnis gibt es in der westlichen Kultur keine gestalteten Übergänge mehr. Weil persönliches Wachstum nicht mehr anerkannt wird, ist es häufig zum persönlichen ‚Ego-Trip’ geworden, anstatt damit der sozialen Gemeinschaft und ihrer nachhaltigen Stabilität zu dienen. Der Mangel an gestalteten Übergängen hat dazu geführt, dass wir in einer infantilen, verantwortungslosen, nicht länger mit den Kreisläufen der Natur verbundenen Kultur leben, die einem unreflektierten Konsumwahn folgt.
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Hat man uns doch in schulischer und kultureller Sozialisation eingetrichtert, dass die Natur sozusagen blutig an Klauen und Zähnen sei, jedes Wesen dort voller nackter Gewalt ums Überleben kämpfe und nur in krasser Konkurrenz eine Chance hat.
Diese sozialdarwinistische oder ‚biologistische’ Ideologie, auf die sich der Faschismus genauso bezog wie das moderne System einer industriellen Wachstumsgesellschaft, ist jedoch überholt. Wir wissen heute, dass es in der Natur kein monolithisch diktatorisches Regime einer Gattung über allen anderen gibt, sondern ein dynamisches, sich ständig neu ausbalancierendes Fließgleichgewicht. Zentrales Merkmal ist nicht die Herrschaft, sondern die Synergie, das Mitmachen.
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der Einzelne hat die Chance, archaisches, magisches, mythisches und rationales Wahrnehmen zu erfahren und sich so zu einem integralen Menschen zu entwickeln. Und genau das scheint der evolutionäre Auftrag unserer Zeit zu sein.
aus der KGS kopiert von:
Übergangsrituale - Rituale in der Natur
Die Werkzeuge auf dem Weg in eine andere Welt
von Geseko von Lüpke
LinkIch fühle für mich, aber kein Verlangen an seinen Ritualen teilzunehmen. Ich habe ja schon meine.
@boone da stimmst du mir doch zu, oder ist das Kondome schon drüber...